Morgentau
 

Es blitzt ein Tropfen Morgentau im Strahl des Sonnenlichts,
ein Tag kann eine Perle sein und ein Jahrhundert nichts.


Gottfried Keller




Wie die Gedanken sind,

die du am häufigsten denkst,

ganz so ist

auch deine Gesinnung.

Denn von den Gedanken

wird die Seele gesättigt.


Marc Aurel


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Des Menschen Leben …

ist der vorbeihuschende Augenblick des Lebendigen,

ist unser Kinderspiel auf Erden,

ein Lichtschatten,

ein fliegender Vogel,

Spur eines fahrenden Schiffes,

Staub, Nebelhauch,

Morgentau und aufbrechende Blume.


Gregor von Nazianz




Wenn die Stimmen
des Alltags
schweigen,
beginnt meine Seele
zu erzählen.

Morgentau




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Ingrid
Gute Besserung!
12.2.2022-22:34
Aiste
Hello :ok:
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Ingrid
Gute Besserung und ein schönes WE :ok:
6.12.2019-9:02
Ingrid
Schönes Bergfest und alles Gute,
wünscht dir die
Ingrid :)
22.10.2019-21:38
Ingrid
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende en famille :)
1.3.2019-16:52

Ausgewählter Beitrag

Warum

meint man immer, Gefühle verbergen zu müssen? Über alles mögliche unterhalten sich die Menschen, oft über Belanglosigkeiten oder auch endlos über Themen, die zwar wichtig sind, aber im grunde doch nur oberflächlich berühren, was das Leben an sich ausmacht. Gefühle machen uns Menschen aus, dafür haben wir sie mitbekommen. Warum also fällt es uns so schwer, darüber zu reden? Warum schämen wir uns regelrecht davor, zuzugeben, dass wir tiefe Gefühle besitzen? Warum sagen wir nicht, was uns schmerzt, tief berührt? Warum hab ich das Gefühl, für dumm und realitätsfremd gehalten zu werden, wenn ich z. B. auf Arbeit erzählen würde, wie glücklich mich ein Vögelchen gemacht hat auf meinem Weg zur Haltestelle? Warum spüre ich dann sofort die vermeintlichen Gedanken der Kollegen „… die ist nicht mehr richtig im Kopf“, obwohl sie das natürlich nie sagen würden … und vielleicht nicht einmal denken. Aber ich, ich denke, dass es so ist. Warum nur? Warum fühle ich mich dann schrullig … und Gefahr zu laufen, belächelt zu werden?

Warum haben wir Angst vor den Reaktionen der anderen, wenn wir zugeben, dass wir leiden, weil uns geliebte Menschen fehlen, uns jemand verletzt hat, Situationen schwer belasten … oder was immer uns ganz tief da unten in der Seele bewegt? Warum ist das so ein Tabu, wo es doch den Menschen ausmacht?


Ist es nicht schlimm, dass man sich Hilfe suchen muss, weil man mit Gefühlen nicht klar kommt? Was ist denn krank an intensiven Gefühlen, die vom Herzen ausgehen? Haben denn nicht vielmehr die Hilfe nötig, die diese Gefühle nicht nachvollziehen und damit nicht umgehen können? Ist wirklich alles so toll, wo man meint, hier geht das Leben seinen „geordneten Gang“?

Jeder fragt, wie es auf Arbeit läuft, was die Schule macht oder ob der Hausbau vorangeht … Sport, Politik und Gesundheit, ja, das sind Themen, über die man spricht, mit mehr oder weniger echtem Interesse. Geht es um tiefe Gefühle, blockt man hingegen ziemlich schnell ab, wird unsicher oder ist einfach überfordert damit.


Manchmal habe ich das Gefühl, die Menschen lassen sich deshalb in das Mühlrad einspannen und treten es kräftig, damit es sich immer weiter dreht und für Gefühle keine Lücke bleibt, mit aufzuspringen und die Geschwindigkeit auch mal zu drosseln.

Dass es sich dreht … dass es immer weitergeht und das Gefühl vermittelt wird, da ist alles intakt, weil im Fluss … nur das scheint zu zählen. Muss es so sein, damit sich die Räder weiterdrehen? Aber muss das so schnell sein? Hat denn nicht Beides Platz … Entwicklung und Gefühl?


Sind die Gefühle bei vielen Menschen gar nicht verschüttet, sondern wirklich nicht in dem Maß vorhanden, damit es keinen Stillstand gibt? Ist es vielleicht so?

Ich finde es traurig, dass so wenig über Gefühle gesprochen wird …

Aber vielleicht stimmt das alles auch gar nicht so und ich meine es nur, eben weil ich zu sehr fühle und nachdenke …

Schon gut.


Übrigens: Wie ich auf das Thema komme?

Vorhin kam ein kleiner Butterstollen aus dem Erzgebirge … im Karton mit einem winterlichen Motiv. Eine schneebedeckte idyllische Landschaft zwischen Tannen und einem Kirchlein …

Sofort spürte ich eine intensive Sehnsucht nach Vergangenheit, Kindheit, Geborgenheit, Stille …

tausend Gedanken und Gefühle … und mir kullerten die Tränen. Ist das extrem? Also ich finde nicht.

Morgentau 14.11.2017, 18.25

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Kommentare zu diesem Beitrag

6. von Birgit

Liebe Morgentau, dass dich das irritiert, verstehe ich absolut. Wir sind, glaube ich, oft auch so verstrickt in Prägungen und Ängste ..wollen uns schützen, wollen nicht angreifbar sein - das ist wie ein Teufelskreis. Denn natürlich wären wir nichts ohne unsere Gefühle ..und auch die Leistung wäre ohne sie gar nicht möglich.

Du hast mich da sehr zum Nachdenken gebracht, und ich habe eben mal kurz ein paar Gedanken in meinen Blog gepackt ;-)

Ganz viele liebe Grüße zu dir, und ich wünsche dir einen möglichst ganz schwindel-freien Tag :ok: :ok:

Birgit

vom 16.11.2017, 08.32
Antwort von Morgentau:

Schwindelfrei ... oh, muss das schön sein, im Moment leider wohl nicht möglich :(

Danke für all deine wertvollen, intensiven Gedanken. So ein Austausch ist wunderbar!

Hab einen guten Tag!
5. von Birgit

Liebe Andrea,

vielleicht hat es etwas mit dem weitverbreiteten Wunsch nach Kontrolle zu tun.

Menschen neigen dazu, sich, ihr Leben, leider auch oft anderer Leute Leben, kontrollieren zu wollen. Sie haben Angst vor Kontrollverlust - und das kann ja schnell passieren, wenn Gefühle im Spiel sind.

Ich kann das leider nachvollziehen ..

Es ist nicht so, dass ich nicht viele Gefühle und Gedanken hätte, ganz im Gegenteil.

Aber ich habe früh erfahren, dass Weinen, Schwäche zeigen nicht gut ist, dass man als "schwach" bezeichnet wird. Das habe ich damals so verinnerlicht, dass es mir selbst sehr unangenehm ist, z. B. zu weinen.

Immerhin kann ich über Gefühle schreiben, mit manchen auch reden, wenn ich mir sicher bin, dass sie es nicht niedermachen -

aber sie zeigen, das wäre mir extrem unangenehm, und das habe ich bisher noch nicht ändern können.

Dennoch ..kann ich mich über ein Vögelchen, eine Blume oder ähnliches wie blöd freuen *gg* und habe auch ansonsten dieses intensive Empfinden - nur nach außen hin siegt meistens der Wunsch nach "Kontrolle" ..und ich mache im Grunde auch vieles lieber mit mir selbst aus - oder rede "abstrakt, sachlich" darüber.

Weißt du, was ich sagen will? Klingt vielleicht etwas wirr ..

Ansonsten finde ich es natürlich vollkommen richtig, was du hier schreibst ..absolut ..ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass manche Menschen ganz viele Gefühle und Gedanken haben - sie aber nicht, oder nur ganz selten, nach außen zeigen.

Alles Liebe für dich :ok:
Birgit

vom 15.11.2017, 10.12
Antwort von Morgentau:

Danke auch dir, liebe Birgit, für deine Gedanken.
Genau das, was du beschreibst, ist es ja, was mich irritiert. Warum lassen wir uns in Bezug auf unsere intensiven Gefühle so sehr von außen beeinflussen? So sehr, dass wir sie unterdrücken, nicht zulassen und uns sogar schlecht dabei fühlen, als wäre es falsch, so intensiv zu fühlen und es zu zeigen. Das erschließt sich mir nicht, warum der Mensch so ist. Warum haben wir eine Seele, Empfindungen, wenn am Ende doch nur Leistung zählt?

Ein lieber Gruß zu dir!
4. von Linda

Die Gefühle machen uns aus, und uns besonders, die wir sie so extrem empfinden. Wir fühlen uns nicht genug beachtet und verstanden, aber vielleicht haben manche Menschen einfach diese Gefühle nicht, spüren sie nicht, können nichts dafür. Aber heutzutage sollten eben diese Menschen lernen und akzeptieren, daß es Menschen wie uns gibt, und daß wir genauso viel wert sind. Ich fände es interessant zu wissen, ob man, wenn man tot ist, wirklich als Seele übrig bleibt und dann voller unserer Gefühle ist? Und was ist dann mit denen, die als Mensch kaum Gefühle hatten? Irgendwas muß in ihnen doch auch sein?
Viele liebe Grüße Linda

vom 15.11.2017, 07.36
Antwort von Morgentau:

Ich denke auch, dass es so ist. Es muss so sein, dass bei vielen Menschen einfach
etwas fehlt, was es erklärbar machen würde. Wir sind nicht krank, nur, weil wir
so intensiv fühlen.

Ob die Seele überlebt, wüsste ich auch gern. Daran glauben mag ich gern.

Liebe Grüße zu dir!
3. von Gudrun

Ja, Andrea, du hast es mit deinen Worten wunderbar auf den Punkt gebracht, worum es im Leben eigentlich geht: nämlich ganz Mensch zu sein mitsamt seinen Gefühlen. Roberto und Gisela sprechen das auch sehr gut an und ich kann auch ihre Gedanken nur unterstreichen.
Ich bin froh, dass ich mich auch nie von meinen Gefühlen - wie es eben in einer auf Leistung fixierten Gesellschaft üblich ist - abgespalten habe. Wir beobachten es überall auf der Welt, wo Menschen ihr Gefühl dem Machtstreben unterstellt haben ... das ist wirklich unmenschlich - im wahrsten Sinne des Wortes ... ich mag dich so wie du bist mit deinen ausgeprägten Gefühlen und ich finde es gut und mutig, dass du hier darüber berichtest ...
Sei auch heute ganz lieb umarmt von
Gudrun :cool: :ok:

vom 14.11.2017, 22.23
Antwort von Morgentau:

Danke auch dir wieder für deine Gedanken dazu, liebe Gudrun.
Es ist so schön, verstanden zu werden und auf Menschen zu treffen,
die auch so denken und fühlen. Das gibt Mut und ein gutes Gefühl.

Eine liebe Umarmung auch für dich!
2. von Roberto

Liebe Morgentau,
gute Fragen, die einen zum Nachdenken bewegen.
Ich glaube die meisten verstecken ihre Gefühle, weil in unserer Gesellschaft es mittlerweile Standard ist, jung, gesund und erfolgreich zu sein.
Alles andere zählt nicht.
Gefühle zuzulassen, mal in sich zu gehen und Nachzudenken, über sich, die Welt und das Dasein überhaupt ist nicht populär.
Genausowenig wie es der Glaube an die althergebrachten Religionen ist. Was uns neu erscheint und exotisch ist, muss her.
Ich finde das bedauerlich.
Und ich zeige Gefühle :)
Man sieht sie meinem Gesicht sowieso an, da kann ich sie auch ausleben :)
Ich weine bei einem traurigen Film, auch im Kino.
Ich erschrecke bei einem Horrorfilm und schreie, auch im Kino.
Bei einer Komödie lach ich mich weg, laut und recht peinich für die anderen die bei mir sind. Aber mir ist das recht egal.
*lach* das bin ich, ich steh dazu. Die meisten kennen mich nur so. Pokerface war ich noch nie.
Aber ich merke mehr als einmal, das ich es in der Geschäftswelt dadurch schwerer hab.
Ich kann damit gut leben. Gefühle zeigen, heißt ja auch, Wut und Aufgebrachtheit zu zeigen. Und das ist mein Pluspunkt, ich fresse nichts in mich rein.
Das war als Kind genug ;)

Liebe Abendgrüße
Rob

vom 14.11.2017, 21.11
Antwort von Morgentau:

Stimmt, lieber Rob, alles andere zählt nicht ... nur das, was uns vermeintlich stetig
vorwärts bringt. Aber das ist ein Trugschluss, da bin ich mir sicher.

Schön, dass du Gefühle zeigst, das ist so wohltuend und für mich auch
tröstend. Ich fühl mich nicht so allein. Mit dem "Nicht in mich Hineinfressen",
das muss ich noch lernen.

Ein lieber Gruß zu dir und danke für deinen ausführlichen Kommentar!
1. von Gisela

Hallo liebe Andrea !

Das sind sehr kluge Worte !
Ich denke viele Menschen scheuen sich Gefühle zu zeigen,
ihre innersten Gedanken auszusprechen. Einfach aus Angst
für schwach gehalten zu werden.
Ich muß dir sagen ,auch ich freue mich über ein Vögelchen
auf dem Weg zur Arbeit. So eine Kleinigkeit kann mir den
ganzen Tag versüßen. Ich bin froh das ich so bin und auch die Kleinigkeiten am Wegesrand entdecke.
Lange Zeit bin ich schon eine stille Leserin Deines wundervollen Blogs. Fand bloß immer weder Zeit noch den
Mut Dir zu schreiben.
Aber heute........
Liebe Andrea, ich wünsche gute Besserung, viel Kraft und Mut !

Ganz herzliche Grüße !

Gisela

vom 14.11.2017, 21.10
Antwort von Morgentau:

Du bringst es auf den Punkt, liebe Gisela (der Name meiner Mama).
Aber ist es nicht traurig, dass es so ist? Erklärt sich vielleicht hier,
warum es soviel Gewalt und Herzlosigkeit auf dieser Erde gibt,
für die wir doch einfach nur dankbar sein müssten ... alle miteinander ...
Fehlt es wirklich an Gefühlen? Es scheint wohl so zu sein.

Ich freu mich sehr, dass du den Mut gefunden hast, deine Gedanken
hier zu hinterlassen. Und für deine lieben Wünsche und Grüße.
Dankeschön, liebe Gisela!

Liebe Grüße zu dir!